Spätsommer – wie es ist

Spätsommer - wie es ist

Spätsommer

Es sind nicht die Falten, nicht die Zeichen der Schwerkraft, nicht die grauen Haare und nicht das Fett, das nicht mehr weichen will.

Es ist die Abwesenheit von Zeit, die dauernde Anwesenheit von Alltagslast. 

Es ist der Verlust der Endlosigkeit des Sommers und der Sorglosigkeit am Morgen. Es ist der Ballast der ungelösten Konflikte, das Nicht-Ausweichen-können der düsteren Zukunftsaussichten. Es ist die Arthrose im Knie und die schlechte Sicht auf die kleine Schrift. Es ist die Traurigkeit am Abend.

Es ist der Verlust der Eltern, der Tanten und Onkel, der Grosseltern sowieso. 

Es sind die verqueren Ansichten der einstigen Freunde. Es ist der Starrsinn des nahsten Menschen, die Veränderungen der alternden Persönlichkeit. 

Es ist die verblassende  Erinnerung an die mopsigen Kinderarme, die mich in bedingungsloser Liebe umschlossen. Es ist die Müdigkeit am Morgen und das Gefühl, alles schon einmal und doch nichts gesehen zu haben.  

Es ist die mühsame Suche nach Leichtigkeit, nach Spass. Es ist das Erwachsenwerden der fabelhaften jungen Menschen hier im Haus. Es ist die Neugier auf ihr Erblühen, Ihren Weg.

Es ist die Resignation in der Hoffnung auf Erfüllung mancher Träume. Es ist das Abschied nehmen von Ideen. Es ist das Annehmen des Unabänderlichen. Es ist die Flucht vor Schmerz, es ist die Schönheit der Blume, die Anmut des Meeres.  

Es ist das späte Entdecken von Leidenschaften, das Scheitern an der Umsetzung. Es ist das Erkennen von Prioritäten. Es ist die sporadische Annahme der Sterblichkeit.  Es ist die Melancholie und die Retrospektive. Es ist das Akzeptieren der eigenen Unfähigkeit. Es ist die Selbsterkenntnis, es ist die Milde.

Es ist das Finden und Verlieren von Liebe.

Der Sommer geht.

 

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